Beruhigende Argumente fördern den Ausbau der B61

Zum Artikel "So ist der Planungsstand zur B61" (NW v. 21.01.2020)

23.01.2020:
Es heißt immer, wir hätten noch Zeit und es bestehe keine Eile.
Doch es besteht Eile!

Der Ausbau der B61 ist durch den Bundesverkehrswegeplan schon beschlossene Sachlage! Eine Bürgerbeteiligung ist ein Witz, da die Lage der Trasse wohl nie zur Diskussion stehen wird. Auch die Ausbauart, der Erhalt der Bäume oder der vierstreifige Ausbau wird nicht zur Diskussion gestellt. Das regeln der Bund und das Land durch ein Gesetz. Ich glaube nicht, dass unsere Lokalpolitik da großen Einfluss haben wird. Die einzige Chance liegt in der Möglichkeit, jetzt vor der Planung in einer Überprüfung den „Vordringlichen Bedarf“ aus dem Bundesverkehrswegeplan streichen zu lassen. Selbst dieses Vorhaben bedarf sehr viel Disziplin in der Sache und keine Hinhaltetaktik.

Liebe Gütersloher: Diese Straße nutzt nur den Pendlern, die durch unsere Stadt fahren. Durchschnittlich 21.000 Fahrten – morgens hin, abends zurück – also ca. 11.000 Autofahrer, von denen nur ein Teil in Gütersloh wohnt, nehmen direkt Einfluss auf die Wohnqualität unserer Stadt Gütersloh mit 100.000 Einwohnern.
Mehr Abgase, mehr Verkehr, mehr Gefahr, mehr Lärm, mehr Stress...

Wo ist da die Verhältnismäßigkeit?

Ingold Klee aus Gütersloh


So stehen die Gütersloher Fraktionen zum Ausbau der B61

22.01.2020: Die Gemeinschaft gegen den Ausbau der B61 hat zum Jahresende 2019 alle Fraktionen des Rates der Stadt Gütersloh (CDU, SPD, Die Grünen, BfGT, UWG und Die Linke) sowie die FDP befragt, wie sie sich aktuell zum geplanten Ausbau der B61 positionieren.

Dazu wurden den Fraktionen konkret zwei Fragen gestellt:
Erstens, ob die Fraktionen für oder gegen den Ausbau der Straße seien (und warum) und zweitens was sie ggf. unternehmen werden, um den Ausbau zu verhindern.

Aus den Antworten ergibt sich das folgende Bild:
Fast alle Fraktionen wünschen sich den Erhalt der Bäume, die FDP, die gerne vierstreifig ausbauen würde, äußerte hingegen, dass vorhandene Bäume einem Ausbau der B61 nicht grundsätzlich im Wege stehen dürfen.

UWG, SPD, Die Grünen, Die Linke und inzwischen auch die CDU sprechen sich strikt gegen einen vierstreifigen Ausbau der Straße aus und schreiben überwiegend, dass das ihrem Wunsch nach einer klimafreundlicheren Zukunft mit besserem ÖPNV geschuldet sei. SPD, Die Grünen und Die Linke möchten sich sogar dafür einsetzen, dass der „vordringliche Bedarf“ im Bundesverkehrswegeplan heruntergestuft wird. Einen ersten Vorstoß hat hier bereits Friedrich Straetmanns unternommen, der für Die Linke Mitglied des Deutschen Bundestages ist. Er hat in einem offen Brief an das entsprechende Ministerium gefordert, die Bauplanungen zu verwerfen und stattdessen prüfen zu lassen, ob die hierfür vorgesehenen Mittel für den Ausbau des Schienennetzes und für Rad- und Fußgängerwege genutzt werden können. Die Grünen streben an, mit der lokalen Politik einen gemeinsamen Beschluss gegen den Ausbau zu fassen und diesen den Verkehrsministern von Bund und Land zukommen zu lassen. 

Die BfGT hält sich etwas bedeckt und hat lediglich auf ihr „Sommerinterview“ verwiesen, in dem es heißt, dass ein Abholzen der Baumallee mit der BfGT nicht zu machen sei.

Nach Meinung der UWG kann ein Ausbau der Kreuzungspunkte zur Optimierung des Verkehrsflusses sinnvoll sein, die UWG bemängelt, dass bislang nicht einmal die Grüne Welle funktioniere.

Die FDP hält weiter an einem Ausbau auf 4 Fahrstreifen fest, denn „der Berufsverkehr muss besser fließen können“- dieses nutzt nach Meinung der FDP auch der Umwelt. Der CDU würde ein Ausbau der Kreuzungen reichen, zudem zieht sie einen Ausbau auf 3 Fahrstreifen (2+1 mit digitaler Steuerung der mittleren Spur) in Erwägung. Ob 2+1 „zwischen den Bäumen“ ohne ihnen zu schaden überhaupt realisierbar ist? Zwischen Gütersloh und Bielefeld misst man von Baumstamm zu Baumstamm an den meisten Stellen eine Breite von etwa 12 Metern, das wird wohl nicht reichen für 3 Fahrstreifen + Bankett…

Generell wird jeder Ausbau – auch der der Kreuzungen und einer auf drei Fahrstreifen - am Ende mehr Verkehr nach Gütersloh bringen, den innerstädtischen Bereich mit Autos verstopfen und die Bürger mit zusätzlichen Abgasen, Lärm und Stress belasten. Die innerstädtischen Querverkehre werden noch längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, wenn der Verkehr auf der B61 weiter ansteigt. Es bleibt der Verlust von Lebensqualität für alle Menschen, die sich im Umfeld der Straße aufhalten oder sogar dort wohnen müssen. Jede Förderung des Individualverkehrs schädigt unser Klima weiter nachhaltig. Werden Feinstaubwerte überschritten, drohen sogar Fahrverbote.

Sprechen sich die Fraktionen nicht mit einer Stimme gegen weitere Fahrstreifen auf der B61 aus, ist es fragwürdig, ob die Bäume tatsächlich erhalten bleiben oder ob sie am Ende doch fallen werden: Wird erst einmal richtig in die Planungen eingestiegen – egal ob für einen drei- oder vierstreifigen Ausbau - werden die Dinge wohl unaufhaltsam ihren Lauf nehmen. Es bleibt abzuwarten, in wieweit die CDU die „2+1“-Idee weiter verfolgen wird.

Anette und Ingold Klee aus Gütersloh
im Namen der Gemeinschaft gegen den Ausbau der B61

 


Die CDU fordert beim B61-Ausbau „2+1“ – ist das möglich?

12.01.2020: Die Ratsfraktion der CDU spricht sich in Sachen B61-Ausbau aktuell für eine „2+1 Variante mit digitaler Steuerung der mittleren Spur“ aus, um den Verkehrsfluss zu verbessern und trotzdem die Baumallee zu erhalten. Ist das denn theoretisch überhaupt denkbar?

Wir haben uns auf den Weg gemacht und nachgemessen, wieviel Platz eigentlich vorhanden ist zwischen den Bäumen. Eine einfache Messung mit einem herkömmlichen Maßband zeigt, dass an den meisten Stellen der B61 zwischen Bielefeld und Gütersloh von rechts nach links von Baumstamm zu Baumstamm gemessen ziemlich genau 12 Meter Breite vorhanden sind. Das Maß einer dreistreifigen Straße liegt – befragt man entsprechende Seiten aus dem Internet – alleine bei der Breite der Fahrstreifen schon bei 11 Metern bis 12,50 (je nach Variante), mit Bankett sind das ca. 15 Meter. Die drei neuen Fahrstreifen würden – würde man versuchen sie zwischen die Bäume zu bekommen – von Stamm zu Stamm reichen ohne einen Zentimeter Abstand nach rechts oder links. Dass das nicht umsetzbar ist, ist einleuchtend, die PKWs brauchen Sicherheitsabstände zu den Bäumen, die Bäume haben Wurzeln in Straßenrichtung (gut zu sehen unter der Oberfläche des Radweges), die nicht beschädigt werden dürfen. Abgesehen davon, dass zu wenig Platz vorhanden ist wäre es wohl auch unmöglich, bis direkt an bzw. bis unter die Baumstämme Tiefbauarbeiten vorzunehmen, ohne die Bäume dabei zu zerstören. Die CDU wird sich entscheiden müssen: Erhalt der Bäume ODER eine größere Straße. Beides wird nicht funktionieren.

Anette und Ingold Klee aus Gütersloh

Link in der Presse